18. April 2024

Sparverhalten von Frauen: Vorurteile und Klischees

Ein gängiges Klischee besagt, dass Frauen gern Geld ausgeben. Heißt das auch, dass sie allgemein schlechtere Sparerinnen sind? Neueste Umfragedaten zeigen, dass die Welt nicht so einfach gestrickt ist, wie wir annehmen.

Frauen und Geld: Eine gute Kombi?

Jüngste Daten weisen darauf hin, dass das Geschlecht beim Sparverhalten eine immer geringer werdende bis gar keine Rolle spielen könnte. Viel interessanter ist das Alter: Dass Frauen vor allem in jungen Jahren wesentlich souveräner mit ihren eigenen Finanzen umgehen, zeigt eine Umfrage aus dem März 2020. Das hängt vor allem damit zusammen, in welchem Bewusstsein die Frauen groß geworden sind. Die gesellschaftliche Trennung der Geschlechter ist immer weniger strikt, soziale Normen lösen sich zunehmend auf. Frauen sind heute in vielerlei Hinsicht genau so selbstbewusst wie Männer – rechtlich sind sie gleichgestellt.

Das macht einen großen Unterschied, denn nicht nur rechtlich, auch sozial steht Frauen heute nichts und niemand dabei im Wege, eine eigene Erwerbsbiografie aufzubauen, die sich durchaus mit denen der Männer messen lassen kann. Frauen lernen schon früh, dass sie für sich selbst verantwortlich sind und es nicht erstrebenswert ist, auf einen Mann als „Versorger“ zu hoffen. Das ist schon deshalb heutzutage wenig rational, da sich Frauen und Männer viel später in ihrem Leben binden. Viele Frauen haben keine Lust, die ersten Jahrzehnte ihres Lebens nicht auf eigenen Beinen stehen zu können.

Dazu ist es notwendig geworden, dass sie sich – genau wie Männer – früh auf dem Jobmarkt positionieren und lernen, selbstbewusst mit den eigenen Finanzen umzugehen. Bis zu einer vollkommenen Angleichung des Sparverhaltens fehlt dann aber doch noch etwas.

Warum Frauen anders sparen

Jahrzehnte- oder sogar jahrhundertelange Sozialisation lässt sich nicht in wenigen Generationen ausmerzen. Zwar sind Frauen heutzutage wesentlich finanziell unabhängiger als früher, aber sie gehen mit ihrem Geld dennoch anders um. Das hängt auch mit Lernprozessen zusammen, die in der eigenen Familie vonstattengehen. Auch die Erwartungen, die an die Geschlechterrolle gerichtet sind, spielen dabei eine Rolle. Männer definieren sich nach wie vor gern über Konsum, sie wollen ihren sozialen Status zeigen und sind dafür auch bereit, beträchtliche Risiken einzugehen. Ein teures Auto, knapp im Budgetrahmen? Kein Problem! Die Kollegen sollen sehen, dass ich gut verdiene.

Frauen sind bis heute etwas vorsichtiger beim Umgang mit Geld. Sie investieren weniger oft in tendenziell risikobehaftete Finanzprodukte und scheuen sich vor größeren Investitionen. Sie legen gern konservativ Geld zurück und sparen auf konkrete Ziele hin. Ganz generell lässt sich jedoch eine Tendenz zur zunehmenden Angleichung des Sparverhaltens bei den Geschlechtern beobachten. In den kommenden Jahrzehnten werden wir wohl mit einigem Unglauben auf die Unterschiede zurückblicken, die uns jetzt noch reichlich normal vorkommen.

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