19. März 2024

Moorpackung: Warmer Schlamm gegen Rheuma & Co.

Die Moorpackung ist eine der beliebtesten Wellness-Anwendungen der letzten Jahre. Obwohl es zunächst gewöhnungsbedürftig klingt, sich mit Schlamm einzureiben, überwiegen die Vorteile doch deutlich. Skeptiker sind meist nach der ersten Anwendung überzeugt und werden zu echten Fans der Methode. Die Haut ist geschmeidig und weich, der Körper entspannt und chronische Schmerzen können deutlich gelindert werden. Außerdem soll Stress vermindert, seelisches Gleichgewicht gefördert und Entspannung erzeugt werden.

Und sogar der Hormonhaushalt kann reguliert werden. Diese Wirkung erscheint fast unglaublich für eine Anwendung, die im Wesentlichen daraus besteht, dass warmer Schlamm auf die Haut aufgetragen wird. Und doch sind die zahlreichen Vorteile kein Wunder, wenn man sich das Material und die Methode der Anwendung einmal näher anschaut.

Woraus besteht eine Moorpackung?: Ein kurzer Überblick

Die Moorpackung besteht traditionellerweise aus Schlamm, der einem Moor entnommen wird. Unter einem Moor versteht man ein Gebiet, das durch dauerhafte Zufuhr von Feuchtigkeit dauerhaft einen hohen Flüssigkeitsgehalt hat. Durch die resultierenden chemischen Reaktionen wird das Moor anaerob, es kommt also zu einem Sauerstoffmangel. Während dieser für uns Menschen fatal wäre, hat er auf Pflanzen einen gegenteiligen Effekt: Pflanzen, die in normaler Umgebung schlicht verrotten würden, bleiben durch das besondere Klima teils erhalten. So reichern sich immer mehr Mineralstoffe und andere organische Verbindungen in der Erde des Moors an, die dann aus alten Pflanzen und organischen Substanzen besteht.

Die genaue Zusammensetzung eines Moors unterscheidet sich von Gebiet zu Gebiet und auch von der Schicht, aus der die Erde entnommen wird. Insgesamt kann aber immer von einer reichhaltigen Kombination aus Naturstoffen ausgegangen werden, die durch das Auftragen auf der Haut vom Körper aufgenommen wird. Enthaltene Stoffe können unter anderem Eisen, Kupfer, Magnesium und Kalzium sein. Natürlich stellt sich die Frage, wie hygienisch das Baden in einer Badewanne voller Schlamm sein kann, vor allem, weil der Schlamm möglichst naturbelassen verwendet wird, um seine wertvollen Inhaltsstoffe nicht zu gefährden.

badewanne mit schlamm
Andre Helbig/shutterstock.com

Durch den hohen Säuregehalt und enthaltenen antibiotische Stoffe ist das Moor aber bereits von Natur aus keimfrei und kann so auf intakter Haut bedenkenlos angewandt werden, solange das Moor von einer spezialisierten Einrichtung vorbereitet wird. Im Klartext heißt das: Es ist nicht empfehlenswert, selbst Erde oder Schlamm aus einem Moor zu entnehmen. Dies sollte der behandelnden Kureinrichtung oder Massage-Praxis überlassen werden.

Die Geschichte der Moorpackung

Moorpackungen sind heutzutage vor allem als Anwendung aus Kur-Gebieten bekannt. Daher ist es kein Wunder, dass die Anwendung erst mit der steigenden Beliebtheit von Bäder- und Kurtourismus richtig bekannt wurde. Allerdings hat bereits Paracelsus zu Moorbädern geraten, die Heilwirkung des Moors ist also schon deutlich länger bekannt. Besonders mit dem Aufkommen des Kurtourismus verlangten die Menschen aber vermehrt nach Behandlungen mit Naturmaterialien und so wurden erstmals Erden und Schlämme auf gesundheitsfördernde Eigenschaften erforscht. Einige der Ergebnisse waren dabei so eindeutig gesundheitsfördernd, dass sich eine Moorpackung sogar oft als Leistung der Krankenkassen qualifiziert. Dies ist aber immer individuell abzusprechen.

Doch auch als reine Wellness-Anwendung zur Prävention von Krankheiten oder Stress wurde die Packung immer beliebter. Ob als Ganzkörperbad im Moor-Schlamm oder eine sogenannte Fango-Packung, die Varianten sind heutzutage so zahlreich wie ihre Anwendungsgebiete.

Art der Anwendung

Das traditionelle Moorbad als Moorpackung hat sich lang bewährt. Vor Allem im Rahmen einer mehrwöchigen Kur bietet sich diese Ganzkörperanwendung an. Aber auch eine Anwendung in Form eines Auftrages auf den Körper ist möglich. Dabei wird das Moor zunächst auf etwa vierzig Grad erhitzt und dann auf ausgewählte Partien oder den gesamten Körper aufgetragen. Dadurch wird die Durchblutung der Haut gefördert und die wertvollen Mineralstoffe können ideal in das Hautgewebe einziehen. Die Einwirkzeit beträgt eine halbe zu einer ganzen Stunde. In dieser Zeit wird das Gewebe schrittweise erwärmt. Danach muss die Packung abgewaschen werden.

Allerdings sind auch Anwendungen möglich, die weniger zeitaufwendig sind und somit auch für eine ambulante Anwendungen im Alltag geeignet sind. Als Beispiel ist hier die Fango-Packung zu nennen, bei der das Moor in Plastik eingeschweißt wird. Hier kommt dann besonders die Tiefenwärme der Anwendung zum Tragen, die Mineralien des Moors kommen so allerdings nicht in Kontakt mit der Haut. Außerdem gibt es für die Anwendung zuhause auch Moorkissen: Mit Moorschlamm gefüllte Packungen, die sich anatomisch geformt ideal an den Nacken oder an andere Körperpartien anpassen.

Auch als Wärmflaschenersatz werden diese Kissen geschätzt. Moor ist auch für die heimische Anwendung erhältlich. Hier ist aber wichtig, die Anwendung weniger intensiv zu gestalten. So ist das Erhitzen auf 40 Grad aufgrund der intensiven Wirkung auf unseren Körper nicht empfehlenswert, weil hier keine professionelle Aufsicht vorhanden ist.

moorpackung gegen rheuma
Josep Suria/shutterstock.com

Anwendungsgebiete: Rheuma, Arthrose & Co.

Die Moorpackung wird prinzipiell gegen alle Beschwerden des Stütz- und Halteapparates eingesetzt. Beispielsweise eignet sich die Anwendung gegen Beschwerden durch Rheuma, Schmerzen durch einen eingeklemmten Ischias-Nerv, chronische und anhaltende Muskelverspannungen oder Gelenkbeschwerden durch Arthrose. Neben einer medizinisch indizierten Anwendung kann die Packung auch als Anwendung zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens eingesetzt werden. So beschreiben viele Menschen die Packung als entspannungsfördernd beschrieben. Außerdem entsäuert das Moor auch die Haut und verbessert ihren PH-Wert, was die Haut stärker, geschmeidiger und einfach schöner zurücklässt.

Auch bei Menstruationsbeschwerden bietet sich eine Moorpackung an, denn die Wärme kann tief in das Gewebe und die Haut einziehen und so die Schmerzen bei der Kontraktion des Gebärmutter-Gewebes lindern. Insgesamt ist die Anwendung also für fast alle Bereiche möglich, die mit körperlichen Schmerzen und auch seelischem Stress verbunden sind.

Die Wirkung der Moorpackung

Das Moor stimuliert den Stoffwechsel, hemmt Entzündungen, fordert die Durchblutung und lindert Schmerzen. Auch Regulierungen der körpereigenen Systeme wie dem Hormonhaushalt, Unterstützung ei der Entgiftung des Körpers, eine Kräftigung des Immunsystems werden dem Moorbad zugeschrieben. Selbst bei unerfülltem Kinderwunsch ist wissenschaftlich mittlerweile eine statistisch relevante Erfolgsrate nachgewiesen worden, die Forschung hierzu ist aber noch nicht abgeschlossen. Außerdem kann es auch bei mentalem Ungleichgewicht oder seelischen und psychischen Krankheiten lindernd und ausgleichend wirken.

Besonders bei Stress und Burnout wird von lindernden Wirkungen berichtet, die vor allem durch die Möglichkeit einer körperlichen und seelischen Entspannung eintreten. Die enthaltene Huminsäure wird oft mit entzündungshemmenden Wirkungen in Verbindung gebracht. Moor ist außerdem ein hervorragender Wärmespeicher. Daher bleibt hier die Wärme deutlich länger erhalten als bei Anwendungen mit reinem Wasser oder Körnerkissen und dringt so tiefer in das Gewebe ein. Die wissenschaftlichen Beweise und Studien stehen zu vielerlei Wirkung noch aus, stehen aber in langer kurärztliche Tradition und weisen dort gute Erfahrungswerte aus.

Kontraindikationen: Wann ist eine Moorpackung nicht anzuwenden?

Die Moorpackung und das Moorbad eignen sich für vielerlei Indikationen. Es gibt aber einige Gegenanzeigen, bei denen von einer Anwendung abgesehen werden sollte, denn trotz der wohltuenden Wirkung wird der Körper auch zum Arbeiten und Entgiften angeregt. Zu den Kontraindikationen zählen zunächst einmal offene Wunden und Ekzeme, die durch das Eindringen von Erdpartikeln weiter gereizt werden könnten. Außerdem ist bei chronisch entzündlichen Krankheiten, Krankheiten des Herzen, Krampfadern, Krebserkrankungen und Bluthochdruck eine Anwendung nicht empfehlenswert. Außerdem sollten Rheumatiker die Anwendung bei akuten Schüben vermeiden.

Selbstverständlich sollte auch bei akuter Krankheit wie Fieber oder Tuberkulose keine Moorpackung angewandt werden. Hier sollte der Fokus zunächst auf einer vollständigen Regeneration liegen. Weiterhin sollte bei sehr empfindlicher Haut und auch bei einer Schwangerschaft vorher der behandelnde Arzt konsultiert werden. Oftmals sind reduzierte Anwendungen wie die Limitierung auf einzelne Körperpartien möglich. Generell ist vor jeder Anwendung, egal ob zuhause oder in Behandlung durch eine Einrichtung, ein Mediziner oder eine Medizinerin zu Rate gezogen werden, um Risiken auszuschließen und die bestmögliche Behandlungsform zu finden.

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