19. Mai 2024

Die Brille: Von der Sehhilfe zum modischen Accessoire

Lesen und wissenschaftliches Arbeiten waren in früheren Jahrhunderten nur wenigen Personen vorbehalten. Es ist daher keine große Überraschung, dass die erste Konstruktion einer Lesehilfe von einem Mönch stammt. Die Idee dazu ist allerdings sehr alt. Schon im ersten Jahrtausend nach Christus berichtet ein arabischer Astronom von seiner Theorie, dass ein Teil einer Glaskugel genutzt werden kann, um die Augen bei einer Fehlsichtigkeit zu unterstützen.

Es waren schließlich Mönche, die mit einfachen Mitteln aus Quarz erste Lesesteine schliffen. Den letzten Impuls für die rasante Entwicklung vom Lesestein bis zu den heute alltäglichen Modellen für exklusive Damen- und Herrenbrillen gaben die Glasmacher der Insel Murano. Ihnen gelang es erstmals zum Ende des 13. Jahrhunderts zwei konvexe Linsen zu schleifen und diese in einfache hölzerne Ringe zu fassen.

Phase der Entwicklung

Das erste Modell einer Brille löste große Begeisterung aus. Im italienischen Venedig hatten die Erfinder an die hölzernen Fassungen noch entsprechende Stäbe genietet. Die genietete Brille hatte eine V-Form. Ähnlich einer Klemme wurde die Brille auf die Nase gesetzt und mit einer Hand gehalten. Trotz des mäßigen Tragekomforts verbreitete sich die Sehhilfe in Europa. Überall entzündetet sich Forschergeist. Ziel war zunächst, eine Verbesserung der Gläser zu erreichen.

Neue Technologien in der Herstellung von Glas und die Entwicklung des Handwerks ließen runde Gläser von guter Qualität entstehen. Es wurde möglich, Gläser herzustellen, die auf unterschiedliche Sehbedürfnisse ausgerichtet waren. Den Bügeln widmeten sich die Brillenhersteller erst viel später. Es dauerte bis ins 17. Jahrhundert, bis sich Bügel aus Horn, Knochen oder Metall etablierten. Ab diesem Zeitpunkt verlor die Brille ihre reine Funktionalität. Die Fassungen wurden ähnlich einem Schmuckstück reich verziert. Runde Brillen in unterschiedlichen Ausführungen wurden zu einem modischen Accessoire.

Der erste Brillenbügel

Mit der Entwicklung hin zu unterschiedlichen Materialien für die Fassungen kam der Abschied von den genieteten Stäben. Sie wurden durch Bügel ersetzt, die die beiden Gläser verbanden. Eine echte Revolution gelang mit der Erfindung der Klemmbrille. Sie war das erste Modell, das ohne Festhalten auf der Nase getragen werden konnte. Bezüglich des Komforts war dies kein Fortschritt. Der Nasenquetscher erschwerte das Atmen. Brillenträger, die sich einen zuverlässigen Sitz wünschten, bekamen keine Luft mehr. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts verlor die Brille an Ansehen.

Außer in Spanien galt das Tragen einer Brille als anstößig. In Frankreich wurde jungen Brillenträgerinnen mit Vorurteilen begegnet. Goethe gab sich lieber seiner Kurzsichtigkeit hin, als eine Brille zu tragen. Außer in Spanien, dort galt die Brille als Symbol für Reichtum und je größer die Gläser, desto mehr konnten sich die Fehlsichtigen leisten. In Spanien wurde dann auch die Vorform der Brille entwickelt, wie wir sie kennen. Bei der Fadenbrille wurden zwei Fäden an den Brillengläsern befestigt. Die Schlingen wurden hinter die Ohrmuschel gelegt und die Brille konnte ohne Zuhilfenahme der Hände getragen werden.

Die Ohrenbrille

Mit dem jungen 18. Jahrhundert gelang die Entwicklung der Brillenform, wie wir sie bis heute kennen. Es war ein Optiker aus London, der die ersten Brillen dieses Typs für Fehlsichtige anbot. Die Erfolgsgeschichte ist kein großes Geheimnis. Brillen mit Nasensteg und seitlichen Stangen, die bis hinter das Ohr reichen, gibt es heute in vielen Farben, Formen und aus unterschiedlichen Materialien. Parallel zum Tragekomfort hat sich auch die Qualität der Gläser immer weiter verfeinert. Brillen sind heute modern, typgerecht und ein Spiegelbild des Optikerhandwerks.

Im Gegensatz zu den ersten Brillen sind viele Modelle beim Tragen kaum noch zu spüren. Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts schien die Entwicklung der Brille ihren Zenit erreicht zu haben. Innovative Fertigungstechnischen haben zu Gleitsichtgläsern sowie Kontaktlinsen geführt und es wird noch viel zu erforschen geben.

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