27. Juli 2024

Die Generalistische Pflegeausbildung: Das Berufsbild im Detail

Die Qualifikation für Pflegekräfte ist ein Ausbildungsberuf. Mit Beginn des Jahres 2020 wurde die Ausbildung weitgreifend verändert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die einzelnen Zweige der Pflege separat ausgebildet. Mit Abschluss der entsprechenden Ausbildung wurden die Berufsbezeichnungen Krankrankenpflege, Altenpflege und Kinderkrankenpflege erreicht.

Die Generalistische Pflegeausbildung führt alle Ausbildungszweige zu einer einheitlichen Ausbildung zusammen. Zukünftig gibt es die Berufsbezeichnungen der Pflegefachkräfte, die zusätzlich zu den bekannten Abschlüssen erworben werden kann. Ziel der neuen Ausbildung ist es, mehr Praxisnähe während der Lehrzeit anzubieten und das Berufsfeld zukunftsfähiger aufzustellen.

Der Aufbau der Ausbildung

Die Ausbildung umfasst drei Jahre. In den ersten beiden Jahren werden für alle Auszubildenden die gleichen Inhalte vermittelt. Im dritten Lehrjahr wird ein Schwerpunkt festgelegt, der die Vertiefung in Fachbereiche wie die Kinderkrankenpflege oder die Altenpflege ermöglicht. Im Vergleich zu den klassischen Ausbildungswegen ist das Kompetenzniveau mit dem Abschluss der Pflegefachkraft höher. Ein Grund dafür ist die Voraussetzung, dass angehende Pflegefachkräfte sich Wissensinhalte selbstständig erarbeiten können.

Durch die gemeinsamen ersten beiden Lehrjahre werden fachübergreifende Kompetenzen vermittelt. Die Fachbereiche werden nicht separat behandelt und daraus resultiert ein breites Wissensspektrum des angehenden Pflegepersonals. Die Absolventen haben mehr Möglichkeiten bei der Berufswahl, da sie viele Einsatzbereiche haben. Das Schwerpunktjahr dient der Sammlung von praktischen Erfahrungen in den Fachbereichen und ist eine Ergänzung der theoretischen Ausbildung.

Die Kompetenzbereiche der Generalistischen Pflegeausbildung

Der Kernbereich der Pflege beinhaltet die Pflegeprozesse und die Diagnostik bei Menschen jeder Altersgruppe. Hierzu zu zählen, das Erkennen und Handeln bei akuten Krankheitsfällen sowie die begleitende Pflege bei chronischen Erkrankungen. Kommunikation und Beratung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen ist ein weiterer Kompetenzbereich. Zu diesen Fähigkeiten gehört auch die interne Kommunikation im Team und das Durchführen von Schulungen. Schulungen sollen eigenständig organisiert, geplant und durchgeführt werden.

Pflegefachkräfte müssen Führungsqualitäten entwickeln. Im Kompetenzbereich des Intra- und Interprofessionellen müssen die Arbeitsabläufe im Team und in der Zusammenarbeit mit außenstehenden Kräften organisiert werden. Im Krankenhaus kann dies die Zusammenarbeit mit Ärzten bedeuten und im Pflegeheim die Organisation mit Alltagshelfern oder ehrenamtlichen Kräften. Für die Pflege von Menschen gelten Regeln. Es gibt gesetzliche Rahmen und moralische Werte, die eingehalten werden müssen.

Pflegefachmänner und Pflegefachfrauen müssen sich innerhalb des aktuell geltenden Gesetzesrahmen sicher bewegen und entsprechend verhalten. Von großer Bedeutung ist die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu reflektieren und in den Kontext der Regeln zu setzen. Die Bereitschaft, an Weiterbildungen und Schulungen teilzunehmen, ist ein letzter Kompetenzbereich. Die durchgeführte Pflege muss dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Medizin folgen. Berufsethische Werte und gesellschaftliche Veränderungen sollen im Handeln umgesetzt werden.

Prüfungen in der Generalistischen Pflegeausbildung

Nach jedem Ausbildungsjahr erhalten die Auszubildenden ein Zeugnis. Hier wird festgehalten, welche Unterrichtsinhalte vermittelt wurden. Aus der Unterrichtsleistung der Theorie und dem praxisbezogenen Ausbildungszeitraum wird eine Note gebildet. Nach den ersten beiden Ausbildungsjahren wird eine Zwischenprüfung durchgeführt. Zeigen sich in dieser Prüfung Defizite, kann die Ausbildung trotzdem fortgesetzt werden.

Es sind jedoch Maßnahmen erforderlich, die die Wissenslücken füllen. Die staatliche Abschlussprüfung besteht aus drei Teilen. Der schriftliche Teil wird an der besuchten Pflegeschule durchgeführt und besteht aus drei Klausuren. Die Prüfungszeit umfasst je zwei Stunden an aufeinanderfolgenden Tagen. Die Pflegeschule nimmt ebenfalls die mündliche Prüfung ab. Die Prüfung dauert zwischen 30 und 45 Minuten, denen eine Vorbereitungszeit vorangestellt wird. Zum Abschluss folgt eine praktische Prüfung.

Der praktische Teil wird in der Einrichtung durchgeführt, in das Vertiefungsjahr absolviert wurde. Jeder Prüfungsteil darf einmal wiederholt werden. Aus allen drei Prüfungsbereichen wird eine Gesamtnote errechnet. Die erworbene Berufsbezeichnung darf nach der Anmeldung bei der zuständigen Behörde geführt werden.

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Die Pflege von Menschen aller Altersgruppen

Die Generalistische Pflegeausbildung muss nicht ausschließlich mit dem Abschluss zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann beendet werden. Wenn gewünscht, können weiterhin Abschlüsse für den Einsatz in der Altenpflege oder in der Kinderkrankenpflege erworben werden. Der größte Vorteil in der altersübergreifenden Pflege ist die Möglichkeit, in allen Versorgungsbereichen tätig zu sein. Dies öffnet ein weites Feld für die Berufswahl.

Der Kompetenzerwerb erlaubt unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten und bietet Aufstiegschancen. Der Abschluss zur Pflegefachkraft ist automatisch EU-weit anerkannt und bietet Einsatzmöglichkeiten im gesamten europäischen Ausland. Die Abschlüsse in der allgemeinen Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie der Altenpflege werden nicht automatisch EU-weit anerkannt. Vor einer Tätigkeit im europäischen Ausland muss der Abschluss geprüft werden.

Wissen mit dem Pflege-Studium vertiefen

Die Generalistische Pflegeausbildung muss nicht das Ende des Ausbildungswegs sein. Die Zulassungsbedingungen für das Pflegestudium sind mit einem erfolgreichen Abschluss erfüllt. Das Studium vertieft das erworbene Wissen und schafft einen Transfer zwischen Theorie und Praxis. Das Studium mit dem Ziel einen Bachelorabschluss zu erwerben, wird an zahlreichen Standorten angeboten und kann als Fernstudium durchgeführt werden. Interessant ist ein anschließendes Studium für Fachkräfte, die sich berufliche breit positionieren möchten und sich vielfältig in die Pflege einbringen möchten. Der Bachelorabschluss ist ebenso wie die Ausbildung automatisch europaweit anerkannt.

Voraussetzungen für die Generalistische Pflegeausbildung

Für die Ausbildung wird mindestens ein mittlerer Schulabschluss erwartet. Alternativ wird ein vergleichbarer Schulabschluss nach 10 Jahren anerkannt. Dies kann ein erweiterter Hauptschulabschluss sein oder ein Hauptschulabschluss nach 9 Jahren mit zusätzlicher Qualifikation. Das Führungszeugnis darf keine schwerwiegenden Einträge enthalten und die sprachlichen und schriftlichen Kenntnisse müssen überzeugend sein. Der gesundheitliche und körperliche Zustand muss für den Pflegeberuf geeignet sein.

Zusätzlich sollten angehende Pflegefachkräfte wichtige Charaktereigenschaften mitbringen. In der Pflege sind der nahe Umgang und der Körperkontakt zu anderen Menschen unumgänglich. Diese Nähe müssen Pflegefachkräfte zulassen können und ihr positiv gegenüberstehen. Besonders in der Langzeitpflege können vertraute Bindungen entstehen und es kann zu Situationen kommen, in denen Abschied genommen wird. Die Fähigkeiten, sich von seinem Beruf zu distanzieren und Mechanismen zu kennen, die diese schwierigen Zeiten erleichtern, sind von großer Bedeutung. Unabhängig vom Dienstbereich arbeiten Pflegefachkräfte in einem Team. Teamfähigkeit und Kommunikation sind vorteilhafte Eigenschaften.

Weiterhin ist ein hohes Maß an Zuverlässigkeit gefragt, denn pflegebedürftige Menschen verlassen sich auf die Unterstützung. In der Krankenpflege können die Zuverlässigkeit und das damit einhergehende Verantwortungsgefühl über den Krankheitsverlauf entscheiden. In die Pflege fließen kontinuierlich Neuerungen ein, die zeitnah umgesetzt werden müssen. Veränderungen in der medizinischen Versorgung, neue Geräte, Gesetzesänderungen und vieles mehr fordern eine regelmäßige Weiterbildung durch Schulungen, damit sie bei pflegebedürftigen Menschen ankommen.

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