7. Dezember 2024

Der Eriesee: Beliebtes Reiseziel zwischen Nordamerika und Kanada

Der Eriesee ist der flächenmäßig viertgrößte See der fünf Großen Seen in Nordamerika und der elftgrößte der Welt, ebenfalls gemessen an der Fläche. Er ist der südlichste, flachste und besitzt das kleinste Volumen der Großen Seen und hat daher auch die kürzeste durchschnittliche Wasserverweilzeit. An seiner tiefsten Stelle ist der Eriesee 64 Meter tief.

Der Eriesee liegt an der internationalen Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten. Das nördliche Ufer des Eriesees bildet die kanadische Provinz Ontario, insbesondere die Ontario-Halbinsel, mit den US-Bundesstaaten Michigan, Ohio, Pennsylvania und New York im Westen, Süden und Osten. Diese Staaten teilen sich die Oberfläche des Sees mit Wassergrenzen. Der See wurde von den Erie-Indianern benannt, die an der Südküste lebten. Der Stammesname „Erie“ ist eine Abkürzung des irokischen Wortes „Erielhonan“ und bedeutet „langer Schwanz“.

Der Eriesee: Grundlegende Informationen

Unterhalb des Lake Huron liegt Eries Hauptzufluss, der Detroit River. Der natürliche Hauptabfluss aus dem See erfolgt über den Niagara River, der Wasserkraft nach Kanada und in die USA liefert, da er riesige Turbinen in der Nähe der Niagarafälle in Lewiston, New York, und Queenston, Ontario, dreht. Weiterer Abfluss erfolgt über den Welland-Kanal, der Teil des St. Lawrence Seaway ist und Wasser für Schiffspassagen von Port Colborne, Ontario am Eriesee, nach St. Catharines am Ontariosee umleitet, einem Höhenunterschied von 99 Meter. Die Umweltgesundheit des Eriesees ist seit Jahrzehnten ein wichtiges Anliegen. Themen wie Überfischung, Umweltverschmutzung, Algenblüte und Eutrophierung sorgen für Schlagzeilen.

Geographische Lage und Eigenschaften

Der Eriesee ist der südlichste der Großen Seen und befindet sich gemeinsam mit Lake Superior, dem Michigansee, Lake Huron und Lake Ontario im Süden Kanadas und im Norden der USA. Mit einer Fläche von 25.874 Quadratkilometern ist er einer der größten Seen der Welt und ein wichtiges Frischwasserreservoir für Nordamerika. Der Eriesee ist ungefähr so groß wie die Republik Nordmazedonien oder 50-mal so groß wie der Bodensee. Er ist der flachste der fünf großen Seen und ist somit auch der durchschnittlich wärmste der Seen, da das Sonnenlicht so schnell die gesamte Wassermasse erreichen kann. Da das Wasser auch zum Kühlen von Atomkraftwerken in der Nähe verwendet wird, haben die hohen Temperaturen des Sees auch schon für Probleme gesorgt.

So im Jahr 1999, als die Temperatur durch den warmen Sommer auf 29 Grad anstieg. Das Wasser war zu diesem Zeitpunkt fast zu heiß, um die Reaktoren abzukühlen. Im Winter ist der Eriesee auch der erste der großen Seen, der gefriert. Dafür sorgt ebenfalls die geringe Tiefe des Wassers. Die Küste des Eriesees ist 4385 Kilometer lang. Das ist eine größere Küstenlänge als ganz Frankreich, das gerade einmal auf 3427 Kilometer kommt. Durch solche Vergleiche wird erst die Größe des Eriesees deutlich. Viele große Städte in den USA und Kanada liegen an der Küste des Sees, unter anderem Buffalo, Cleveland und Toledo. Die Städte Detroit und Toronto befinden sich nur eine kurze Strecke entfernt. Der Eriesee beherbergt 31 Inseln, die sich vor allem in der westlichen Seite des Sees befinden.

strand am eriesee
Avik/shutterstock.com

18 der Inseln sind den USA, 13 Kanada zugeordnet. Das Städtchen Put-In-Bay befindet sich auf der Insel South Bass und ist vor allem bei jungen Reisenden beliebt. Die größte Insel des Sees ist Peele Island, die sich im kanadischen Gebiet des Sees befindet. Da sich die Insel im südlichen Teil des Sees befindet und durch die mildernde Wirkung des Wassers vor den rauen Wintern beschützt wird ist sie in Kanada als Weinbaugebiet bekannt. Viele Vögel überwintern hier und Jäger gehen traditionell auf Fasanenjagd.

Geologie im Detail

Der Eriesee hat in seiner heutigen Form seit ungefähr 4000 Jahren Bestand. Damals wurde der See durch das zurückgehende Eis der letzten Eiszeit gebildet. Zuvor war an der Stelle nur ein Flussbecken, doch die Eismassen eines Gletschers weiteten das Becken aus und formten den heutigen Eriesee. Die Osthälfte des Sees ist heute deutlich tiefer als die Mitte oder der Westteil, wo der See durchschnittlich nur 8 Meter tief ist. Der Grund dafür ist die Beschaffenheit des Untergrundes. Der östliche Grund des Sees besteht aus Schiefer, das von den Eismassen des Gletschers leicht abzubauen war. Der westliche Grund besteht dagegen aus hartem Kalkstein und Dolomit, welche nur schwer abbaubar sind.

Durch die südliche Position im Vergleich zu den anderen Großen Seen ist der Eriesee auch der flachste, denn als das Eis so weit nach Süden vordrang, hatte es schon viel Kraft verloren.
Dreimal überzogen verschiedene Gletscher das Gebiet des heutigen Eriesees während den Eiszeiten.

Die Geschichte des Eriesees

Schon als die Europäer zum ersten Mal Fuß auf Nordamerika setzten, waren die Küsten des Eriesees ein beliebtes Siedlungsgebiet. Die Ureinwohner Nordamerikas hatten sich dort in mehreren Stämmen niedergelassen, darunter auch der Erie-Stamm, nach dem der See benannt wurde. Der Erie-Stamm lebte am südlichen Ufer des Sees, während der Attawandaron-Stamm im Norden lebte. Rund um den See wurden Überreste von Stämmen aus dem 16. Jahrhundert gefunden. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Stämme rund um den Eriesee jedoch von den Irokesen angegriffen und erobert. 1669 war Louis Jolliet wohl der erste Europäer, der den Eriesee mit eigenen Augen zu Gesicht bekam.

Durch die Besetzung durch die Irokesen war der Eriesee der letzte der Großen Seen, den die Europäer entdeckten. Zu Beginn des 19 Jahrhunderts ebnete der Armeeoffizier Talbot den Weg für europäische Siedlungen am Eriesee, indem er den Talbot Trail eröffnete. Deshalb sind noch heute viele Siedlungen entlang der Seeküste nach ihm benannt. Vor allem Schotten und Iren ließen sich in dieser Zeit am Eriesee nieder. Während des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 war der Eriesee ein wichtiger Schauplatz von Seeschlachten. Der amerikanische Offizier Perry konnte dort trotz unterlegener Truppenstärke die britische Flotte ausschalten. Nach dem Krieg normalisierte sich das Verhältnis zwischen Großbritannien und den USA allerdings und seitdem wurden in den Großen Seen nie wieder Kriegsschiffe eingesetzt.

Menschlicher Einfluss und Gefahren für den See

Durch die immer größer werdenden Siedlungen rund um den Eriesee wurde er zunehmend ausgelastet. Egal ob menschliche Ausscheidungen, Abfall oder Chemikalien, über die Jahre wurden viele schädliche Stoffen in den See gelassen. Der See verfügt über wenige Feuchtgebiete, die auch als „Nieren der Natur“ bezeichnet werden. Der Spitzname kommt von der nützlichen Eigenschaft der Feuchtgebiete, Nährstoffe zu filtern. Da diese wichtigen Ökosysteme beim Eriesee allerdings fast komplett fehlen, ist beispielsweise eine massenhafte Ausbreitung von schädlichen Algen möglich. Durch die menschliche Verunreinigung des Sees und die zur Schifffahrt ausgehobenen Kanäle wird diese Gefahr nur noch größer.

leuchtturm an der see
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Eine Ausbreitung dieser Algen hätte eine große Abnahme des Sauerstoffgehalts des Wassers zur Folge, was zu einem Massensterben im Eriesee führen würde. Schon seit den 1960er Jahren werden im Eriesee diese sogenannten „Dead Zones“ beobachtet, die bis jetzt nur örtliche beschränkt sind. Dort fällt der Sauerstoffgehalt dann dramatisch ab und es kommt zu großem Fisch- und Muschelsterben. An diesem Orten vermehren sich zuvor die Blaugrünbakterien sprunghaft. Es wurden Gegenmaßnahmen entwickelt, doch diese Praktiken wurden schnell missachtet. So kommt es saisonal zu einer großen Zunahme von Algen im Eriesee. Im Sommer 2019 wurde der westliche Teil des Sees von einem besonders starken Algenblühen überwältigt.

Vor allem die Benutzung von Phosphordünger in der Nähe des Sees wurde als Ursache genannt. Forscher der University of Windsor in Ontario, Kanada, haben das „Great Lakes Institute for Environmental Research” gegründet, um mögliche Rettungsmaßnahmen für den See zu finden.

Fischerei im Eriesee

Der Eriesee zeichnet sich durch seine große Fischpopulation aus. Die weltweit größten kommerziellen Süßwasserfischereien befinden sich an den Küsten des Eriesees. Durch die milden Temperaturen des Sees und die Versorgung durch Plankton bietet der See ideale Bedingungen für große Fischbestände. 50 % der Fische der Großen Seen leben im Eriesee.
Die Forelle, der Barsch, der Hecht und der Lachs sind die wichtigsten Fischarten im Eriesee und größtenteils über eine lange Zeit eingeführt worden. Fische wie die Regenbogenforelle oder der weiße Barsch sind beliebte Ziele von Hobbyanglern, die von weit her kommen, um in den fischreichen Wassern des Sees zu angeln. Die kommerzielle Fischindustrie spülte 2007 mehr als sieben Milliarden Dollar in die Wirtschaft rund um den Eriesee.

Doch auch hier gibt es Debatten wegen einer möglichen Überfischung des Sees. Die Ausbreitung der Algen hat der Fischerei ebenfalls zu gesetzt. Über zwei Drittel der angestellten Fischer am Eriesee haben über die letzten Jahrzehnte ihre Arbeitsplätze verloren. Heute wird kommerzielle Fischerei vor allem auf der kanadischen Seite des Sees betrieben, und das in einem wesentlich kleineren Rahmen. Es wurden Fangquoten eingeführt, wobei manche Fangmengen für Fischsorten um fast 50 % gekürzt wurden. Die Regierungen der Staaten Ontario, New York, Pennsylvania, Ohio und Michigan, die gemeinsam die Regulierung des Sees übernehmen, schränkten 2011 die kommerzielle Fischerei stark ein.

Private Formen der Fischerei wie Eisfischen oder Sportfischen sind nach wie vor sehr beliebt im Eriesee und es werden unter anderem gecharterte Boote verwendet, um Fischer zu guten Angelplätzen zu bringen. Geangelt werden darf nur mit einer entsprechenden Genehmigung.

Sehenswürdigkeiten für Groß und Klein

Neben Anglern lockt es vor allem Taucher an den Eriesee. Durch die Vergangenheit als wichtiges Schifffahrgewässer liegen auf dem Grund des Sees zahlreiche Wracks, die von Tauchern leicht erforscht werden können. Zwischen 1400 und 8000 Boote sollen sich auf dem Grund des Sees befinden, und durch die geringe Wassertiefe sind diese leicht zu erreichen. Sogar Schiffwracks von amerikanischen Ureinwohnern soll es auf dem Boden des Sees zu sehen geben. Eines der bekanntesten Wracks ist das der „Atlantic“, ein Raddampfer, der 1852 nach einem Zusammenstoß auf Grund lief. Rund um den See gibt es zahlreiche Naturparks, die von den Staaten geschützt werden.

Für Wanderer, Skifahrer und Angler wurden viele Möglichkeiten geschaffen, um den Eriesee zu erkunden. Eine Radroute rund um den See wurde ebenfalls gestaltet, wo in zahlreichen Hotels übernachtet werden kann. Der See eignet sich außerdem gut für Kayaking.

Das Monster des Eriesees

Laut einer Legende lebt im Eriesee ein Monster, ähnlich dem berühmten Loch Ness Monster. 1990 sahen mehrere Personen eine „11 Meter lange Kreatur mit einem schlangenähnlichen Kopf“, die sich so schnell wie ein Boot bewegte. Das Monster soll eine dunkle Farbe haben und wird „Bessie“ genannt, wohl nach „Nessie“. Doch ähnlich wie beim Loch Ness Monster gibt es auch hier keine handfesten Beweise. Eine weitere Kuriosität des Eriesees ist der „Lake Erie Mirage Effect“, durch den Einwohner der Stadt Cleveland die kanadische Küste aus nächster Nähe sehen können, obwohl diese mehr als 80 Kilometer entfernt ist. Forscher gehen davon aus, dass es sich um ein wetterabhängiges Phänomen handelt, das ähnlich wie eine Fata Morgana wirkt.

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