10. Oktober 2024

Kribbeln im linken Arm – Mögliche Ursachen und Behandlung

Um es gleich vorweg zu sagen: ein Kribbeln im linken Arm kann – muss aber nicht – ein erstes Anzeichen für einen nahenden Schlaganfall sein. Es können aber auch viele andere Ursachen ursächlich sein. Zum Beispiel kann ein verengter Karpaltunnel im Handgelenk für kribbelnde, taube und eingeschlafene Arme sorgen – belastungsabhängig auch einseitig, beispielsweise am Mausarm.

Durchblutungsstörungen durch eine ungünstige Schlafposition, oder ein auf dem linken Arm eingeschlafenes Enkelkind können ebenso zur Ursache von tauben Armen werden, wie andere Umstände.

Kribbeln und Taubheit im linken Arm

Gefühls- und Empfindungsstörungen im Arm sollten stets daraufhin untersucht werden, ob sie durch Massage oder Haltungsänderungen verschwinden oder nicht. Meistens sind keine äußerlichen Verursacher erkennbar. Die Ursache der Kribbel- und Taubheitsgefühle liegt also im Körper. Plötzlich auftretende, einseitige und unerklärliche Taubheitsgefühle können ein erstes Warnzeichen sein, das auf einen nahenden Schlaganfall hinweist.

Wenn der linke Arm oder die gesamte linke Körperseite sich plötzlich seltsam anfühlen, und der betroffene Arm auch in den Bewegungen eingeschränkt zu sein scheint, sollte sicherheitshalber der Notarzt gerufen werden. Die Geschichte von Gaby Köster ist ein gutes Beispiel dafür, dass schnelles Reagieren manchmal Leben retten kann. Die aus dem TV bekannte Komikerin und Schauspielerin erlebte eines Morgens ein seltsames Kribbeln, sowie ein Taubheitsgefühl im linken Arm. Beides wollte nicht weichen.

Köster goss immer wieder Wasser auf den tauben Arm, um die Durchblutung anzuregen. Gegen Mittag juckte der linke Arm plötzlich unerträglich. Köster fühlte sich schon den ganzen Vormittag schlecht und schwach. Plötzlich wurde sie bewusstlos und kippte um. Dabei schlug sie mit dem Kopf gegen die Heizung.

Als sie nach dreieinhalbwöchigem Koma in einer neurologischen Klinik wieder erwachte, war sie halbseitig gelähmt. Ihr Schickaal macht deutlich, dass Schlaganfälle sich oft mit Warnzeichen wie Doppelbildern, einseitigen Kopfschmerzen oder Armtaubheit ankündigen, und auch jüngere Menschen betreffen können.

Die ersten Warnzeichen sollten beachtet werden

Taube Arme müssen nicht immer als Anzeichen eines Hirninfarktes gedeutet werden. Aber wenn es keine erkennbare Ursache dafür gibt, ist verstärkte Aufmerksamkeit sinnvoll. Wenn sonst keinerlei Missempfindungen bestehen, und das Kribbeln im linken Arm nach kurzer Zeit wieder nachlässt, muss niemand alarmiert sein.

Doch wenn die Betroffenen sich insgesamt unwohl fühlen, und weitere Warnzeichen auf einen Hirnschlag hinweisen, ist sofortiges Reagieren notwendig. Als Leitsatz gilt, dass weniger Hirngewebe geschädigt wird, wenn der Infarkt möglichst schnell behandelt wird. Zu den häufigsten Schlaganfall-Warnzeichen neben dem Kribbeln oder Jucken im linken Arm gehören plötzlich auftretende Sehstörungen, beispielsweise Doppelbilder oder Lichtblitze.

Der Betroffene leidet unter Sprachstörungen. Er lallt oder nuschelt. Er versteht einen plötzlich nicht mehr richtig. Es kann zu einseitigen Lähmungen und Taubheitsgefühlen kommen. Ein starkes Schwindelgefühl kann zu Gangunsicherheit führen. Auch einseitige und starke Kopfschmerzen können begleitend auftreten. In all diesen Fällen sollte sofort die 112 gewählt werden. Es ist wichtig, dass der Schlaganfall-Verdacht umgehend erwähnt wird.

Es geht in diesem Notfall um eine möglichst schnelle Einlieferung in ein „Stroke Unit“, damit schwere Folgeschäden vermieden werden können. Die schnelle Behandlung rettet nicht nur Leben. Sie verkleinert auch die gravierenden Folgeschäden, die nach einem Hirninfarkt eintreten können.

Andere Ursachen für Taubheitsgefühle und Kribbeln im linken Arm

Unser Skelett ist eingebettet in Muskeln, Sehnen, Nerven und Bindegewebe. Einflüsse, die zu tauben und kribbelnden Armen führen können, müssen nicht direkt im Arm liegen. Sie können auch aus dem Rückenbereich stammen. Als potenzielle Störfelder kommen beispielsweise Funktionsstörungen oder Schäden an Blutgefäßen, Nervenbahnen oder im Rücken infrage. Oft sind vor allem die Halswirbelsäule oder die Lendenwirbelsäule Für solche Missempfindungen verantwortlich.

Als Ursache kommen aber auch hier Nervenschädigungen oder Durchblutungsstörungen infrage. Ein Teil des peripheren Nervensystems ist von Empfindungsnerven durchzogen. Diese leiten Empfindungen über die Extremitäten und andere Körperteile zum Gehirn weiter. Verschiedene Erkrankungen können dafür sorgen, dass solche Nervenbahnen gereizt werden, sich entzünden oder geschädigt werden. Einer der häufigsten Auslöser von Gefühlsstörungen in linken Arm oder an den Füßen sind Polyneuropathien.

Diabetiker sind besonders häufig von Polyneuropathien in den Füßen betroffen. Als Ursache dafür können Stoffwechsel-Probleme oder Hormonstörungen dazu führen, dass Nerven und Gefäße Schädigungen erleiden. Als Folge entstehen Durchblutungsstörungen oder Nervenschädigungen. Die ersten Anzeichen einer Polyneuropathie sind Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Brennen in den Fingern, dem ganzen Arm oder den Füßen. Nur selten allerdings erkrankt nur eine Körperseite.

Meistens sind beide Körperseiten von Polyneuropathien betroffen. Auch degenerative Prozesse, die zu Engpässen an den peripheren Nerven oder den Blutgefäßen führen, können ursächlich von Verschleißerscheinungen am Weichteilgewebe, den Skelett-Knochen oder den Sehnen ausgehen. Degenerative Prozesse infolge zurückliegender Verletzungen, oder entzündliche Vorgänge durch Arthritis können außerdem eine Rolle spielen.

Letzten Endes können auch ein Tumor oder ein Abszess so auf das Nervengewebe drücken, dass sie zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln im Arm führen können. Weitere Ursachen für Missempfindungen im Arm können schwere Hauterkrankungen, Verbrennungen oder Erfrierungen sein. Und um das Maß an Vielfältigkeit bei den Verursachern vollzumachen, sind auch allergische Reaktionen, Unverträglichkeiten, Angst- und Panikattacken oft für Gefühlsstörungen verantwortlich.

Somatoforme Störungen – und nun?

Wenn die Mediziner sich in die Diagnose „somatoforme Störungen“ flüchten, wissen sie nicht, was los ist. Körperliche Ursachen liegen dann aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vor. Trotzdem sind natürlich Ursachen gegeben – beispielsweise Alkoholmissbrauch. Der langjährige Genuss von Alkoholika kann das Nervengewebe schädigen. Ähnliches leisten Schwermetallvergiftungen.

Dabei handelt es sich in der Regel um chronische Schädigungen, denen die Mediziner nicht so leicht auf die Spur kommen können. Selbst einige Medikamente können Kribbeln und Taubheitsgefühle als Nebenwirkung nach sich ziehen. Das trifft beispielsweise auf manche Antidepressiva, einige Antiepileptika oder manche Blutdrucksenker zu.

Was kann man bei Empfindungsstörungen tun?

Zunächst ist eine Diagnose wichtig, um den Ursachen der Empfindungsstörungen auf die Schliche zu kommen. Die Behandlung ist wahrscheinlich ursachenbezogen. Bei einem verengten Karpaltunnel dürfte eine Operation vorgeschlagen werden. Sie ist aber nicht immer dauerhaft erfolgreich. Bei Durchblutungs- und Nervenstörungen muss die Ursache behoben werden, wenn möglich. Das kann operativ, durch Blutverdünner, durch Physiotherapie oder medikamentös geschehen.

Pauschal sollte man bei Empfindungsstörungen im Arm keine Vorschläge für die Behandlung abgeben. Bei einem Schlaganfall stellt schnelles Handeln einen Teil des Behandlungserfolges sicher. Je nach Lage der Dinge wird sich der behandelnde Arzt zunächst ein Bild machen, indem er einen CT oder MRT machen lässt. Unterschieden wird dann der ischämische vom hämorrhagischen Schlaganfall. Oftmals kommt bei ersterem die systemische Thrombolyse bzw. Lyse mit Blutgerinnsel zersetzenden Mitteln zur Anwendung.

Diese Behandlung macht aber nur in einem Zeitfenster von vier Stunden nach Eintreten der Schlaganfall-Symptome Sinn. Wer an bestimmten Vorerkrankungen leidet, kommt für eine Lyse-Behandlung nicht infrage. Außerdem besteht das Risiko einer Hirnblutung. Als zweite Behandlungsoption steht bei einem ischämischen Schlaganfall die neue Methode der mechanischen Thrombektomie zur Wahl. Dabei wird das Blutgerinnsel per Katheder entfernt.

Das muss binnen sechs Stunden nach den ersten Symptomen geschehen. Da diese Methode Spezialisten erfordert, wird sie nicht überall ausgeführt. Gegebenenfalls werden die infrage kommenden Patienten verlegt. Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall muss erstens die Hirnblutung gestoppt, und zweitens das unter Druck geratene Hirngewebe entlastet werden. Notfalls muss das Blut aus dem Gehirn operativ ausgeleitet werden. Bei einem blutenden Aneurysma kommen ein Clip oder eine Platinspirale – ein sogenannter Coil – zur Verwendung.

Oftmals kommt hier aber jede Hilfe zu spät. Platzt oder reißt das Aneurysma jedoch, während der Patient bereits medizinisch versorgt wird, hat er bessere Chancen, zu überleben. Wie man am Schicksal der Sportmoderatorin Monica Frielinghaus sehen kann, kann das am Ende auch ein schweres Los bedeuten.

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