10. Oktober 2024

Mode der 30er Jahre: Gesellschaftlicher Wandel und politischer Einfluss

Unbestritten kann gesagt werden, dass geschichtliche Ereignisse und gesellschaftlicher Wandel stets einen Einfluss auf die Mode haben. Vor allem das beginnende zwanzigste Jahrhundert brachte eine Vielzahl an Veränderungen mit. Diese wirkten sich auch auf die Entwicklung der Mode aus. Vor allem die weibliche Kleidung spiegelt die Rolle der Frau in der Gesellschaft in großem Maße wieder. Hier präsentiert sich ihre Selbstwahrnehmung, ihre Position und ihre Emanzipation wie in keinem anderen Bereich des gesellschaftlichen Lebens.

Mode der 30er Jahre: Geschichtliche Ereignisse

Die 30er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts waren ein Jahrzehnt voller Veränderungen und gesellschaftlicher Umbrüche. So endeten die sogenannten Goldenen Zwanziger mit einer Wirtschaftskrise. Diese begann mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober des Jahres 1929. Begann sie zwar in Amerika, waren die Folgen der Krise jedoch auf der ganzen Welt zu spüren. Massenarbeitslosigkeit, Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen, Rückgang von Produktion und Welthandel und Bankenkrisen hatten großen Einfluss auf die Lebenssituation weiter Bevölkerungsteile. Dieser war bis in die Mitte der 30er Jahre zu spüren. War das Leben in den 20er Jahren hauptsächlich geprägt von dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel der Nachkriegszeit, folgte nun eine große Depression.

Die 30er Jahre in Deutschland

Deutschland war allgemein geprägt von einer schwierigen politischen Situation. Als Verlierer des Ersten Weltkrieges zeigte sich eine tiefe Spaltung durch die Folgen, die dieser auf die Bevölkerung hatte. Dementsprechend instabil war die politische Lage. So war der Versuch, in der Weimarer Republik demokratische Strukturen aufzubauen zwar gelungen, sorgte aber für Unzufriedenheit. Außerdem hatten viele der Männer, die aus dem Krieg heimkehrten, psychische und physische Schäden davongetragen. Es herrschte ein starker Kontrast zwischen Armut und dem glitzernden Leben der Goldenen Zwanziger. In Deutschland begann der wirtschaftliche Abschwung bereits im Jahr 1928. Durch die Folgen des Börsencrash wurde er weiter gestärkt.

Am 30. Januar 1933 kulminierte schließlich die instabile politische und ökonomische Situation in der Machtergreifung der Nationalsozialisten. An diesem Tag wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und in den darauffolgenden Wochen die Weimarer Republik aufgelöst. Es folgte ein totalitärer Staat mit einer zentralistischen Diktatur. Das Jahrzehnt endete dramatischer, als es begonnen hatte: Am 30. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit einem Angriff auf Polen.

Die Rolle der Frau

Die Rolle der Frau in Deutschland war zu dieser Zeit hauptsächlich geprägt durch das Weltbild der Nationalsozialisten. Ihre wichtigste Aufgabe bestand vor allem darin, Mutter zu sein. Sie sollte Treue und Selbstlosigkeit darstellen. Im Zentrum stand das Wohl der Volksgemeinschaft, allgemein hatte sie wenig Mitspracherecht. Aufgrund des Mangels an Arbeitskräften in der Mitte und zum Ende der 30er Jahre wurde sie gleichermaßen zu einer Arbeiterin. Vor allem junge Frauen arbeiteten hauptsächlich in der Landwirtschaft. Andererseits sollten sie gesunde und „reine“ Nachkommen gewährleisten. Zeigten sich in den 20er Jahren erste emanzipatorische Bewegungen, wurden diese unter den Nationalsozialisten unterbunden.

Dabei wählten in den zu Beginn der 30er Jahre viele Frauen die NSDAP. Die ersten Versuche eines gelockerten Frauenbildes unter der Weimarer Republik wurden von einem Teil der weiblichen Bevölkerung abgelehnt. So entstand ein Konflikt zwischen einem traditionellen Frauenbild und der Frau als Arbeiterin.

Die Frauenmode in den 30er Jahren

Der maßgebliche Einfluss der Politik auf das Leben der Menschen durch die politische Ordnung zeigte sich in deren Kleidung. Die Mode war geprägt durch Schlichtheit und gedeckte Farben. Auch die Schnitte waren unauffällig und simpel gestaltet. Waren die Kleider in den 20er Jahren gerade und androgyn, wurden sie wieder femininer. Ein Wandel durchzog ebenfalls die Frisuren. Das erste Mal trugen die Frauen der Goldenen Zwanziger ihre Haare kurz. Nun wurden sie wieder länger. Das wilde Flappergirl der Nachkriegszeit und des politischen Wandels entwickelte sich zu einer eleganten Dame.

Die Schnitte

Auffällig war, dass die Schnitte nun wieder eleganter und figurbetonter wurden. Sie waren wenig verspielt und so erfreute sich das Prinzesskleid mit seiner geraden Nahtführung großer Beliebtheit. Kleider und Röcke waren wadenlang und der Saum war häufig glockig. Beliebt wurden nun vor allem Schnitte, die halfen, die Figur optisch zu verlängern. Erst zur Mitte der 30er Jahre wird der Oberkörper hervorgehoben. Rüschen und Puffärmeln legten den Fokus stärker auf die Schultern. Die frühen 30er Jahren waren auch in der Modewelt von der Weltwirtschaftskrise geprägt. Um Geld zu sparen, nähten die Frauen ihre Kleidung oft einfach um. Denkbar ist, dass dies Einfluss auf die schlichte Schnittführung hatte, denn diese war leichter umzusetzen.

Einen großen Einfluss hatte der modische Wandel auf die Abendgarderobe. Hier wurden die Kleider wieder bodenlang, nachdem in den 20er Jahren Frauen viel Bein gezeigt hatten. Die Empirelinie erfreute sich neuer Beliebtheit. Neben dem Bein wurden auch die Dekolletés verdeckt. Stattdessen trugen Frauen an ihren Wintermänteln große Pelzkragen.

vintage 30er
Jaroslav Monchak/shutterstock.com

Farben, Stoffe, Accessoires

Die feminine Eleganz spiegelte sich ebenfalls in den Farben der Mode wider. Besonderer Beliebtheit erfreute sich das klassische Kostüm. Die Kombination aus Bluse, Rock und Jacke wurde im Alltag unverzichtbar. Hierher sind besonders Wollstoffe und gedeckte Farben populär. Waren in den 20er Jahren die Kleider glitzernd und luftig, wurden nun wieder schwere und rauere Materialien verwendet. Hosen waren kaum vertreten, lediglich die Marlene-Hose wurde zu einem Klassiker. Selbst heutzutage ist sie noch ein häufig wiederkehrendes Kleidungsstück. Und auch hier wurde die Taille betont. Bei den Blusen und der Abendmode wurden Satin und Tüll getragen. Sie sind leicht und fließend, wirken feminin und schmeicheln der Figur. Ebenfalls beliebt waren Pelz und Samt.

Schwere Stoffe, die vor allem die breit geschnittenen Schultern unterstützten und damit der Silhouette eine Dreiecksform gaben. Als Accessoires wurden vor allem Perlenketten getragen. Sie unterstützten die schlichte Eleganz der damaligen Mode und brachen mit der Glitzerwelt der 20er. Auf den Köpfen trugen die Frauen Hüte, die in ihrer Form an den Tiroler erinnerten. Sie wurden geschmückt mit Federn und Broschen. Die Taille wiederum wurde betont durch enge Gürtel und die nun wieder längeren Haare drehten sich die Frauen an der linken oder rechten Stirnseite zu Locken, der sogenannten „Olympiarolle“.

Die Männermode der 30er Jahre

Seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts änderte sich die Herrenmode nur noch wenig. Dies gilt auch für die Zeit der 30er Jahre. So war der Kontrast zu der Kleidung der 20er Jahre minimal. Spiegelte sich in der Frauenmode eine gesamte gesellschaftliche Veränderung wider, waren die Herren nur wenig vom Wandel betroffen. Vor allem die Anzüge blieben in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein wichtiger Bestandteil der Garderobe. Sie waren alltagstauglich und bestanden aus zwei oder drei Teilen. Wobei die Modemacher nun häufiger auf die Weste verzichteten. Die Knopfreihen der Sakkos waren meist zweireihig und die Stoffe edel und schwer. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die festen und robusten Wollstoffe.

Die Hosen der Anzüge wurden in den 30er Jahren weiter geschnitten, dadurch verliehen sie der Silhouette eine gewisse Lockerheit. Unverzichtbar war hierbei die Mittelfalte sowie der Aufschlag am Saum. Dagegen wurden die Sakkos enger geschneidert. Zu Anlässen trugen die Herren weiterhin einen Zylinder. In der Freizeit allerdings blieb die Schiebermütze ein wichtiger Begleiter. Dazu waren Knickerbockerhosen und ein Sportjackett Bestandteil des Ensembles. Die militärische Uniform der Nationalsozialisten hielt erst zu Kriegsbeginn und aufgrund der Materialknappheit Einzug in die Herrenmode. Ab diesem Zeitpunkt war sie für die nächsten Jahre weit verbreitet und die Männermode ändert sich in diesem Zeitraum allgemein kaum.

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