27. Juli 2024

Alles passt nur sexuelle Anziehung fehlt: Was tun?

Liebe zwischen Menschen finden auf verschiedenen Ebenen statt. Neben gemeinsamen Interessen, Fürsorge füreinander, Vertrauen und einem ähnlichen Lebensentwurf spielt dabei auch die sexuelle Anziehung eine Rolle. Doch was können Paare tun, wenn alles stimmt, die sexuelle Anziehung jedoch fehlt? Kann eine platonische Beziehung auf Dauer funktionieren und glücklich machen? Diesen und weiteren Fragen rund um sexuelle Anziehungskraft in Beziehungen widmet sich unser Artikel.

Wenn die sexuelle Anziehung fehlt: Eine Herausforderung für Paare

In manchen Beziehungen ist die sexuelle Anziehung von Beginn an nicht besonders stark ausgeprägt, wohingegen in anderen Fällen die Lust aufeinander erst im Laufe der Zeit nachlässt. Spielt Sexualität im Beziehungsalltag keine Rolle mehr, spricht man von einer platonischen Liebe. Sie kann durchaus sehr erfüllend sein und beiden Partnern ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Auch wenn die Liebe zueinander groß ist, man gemeinsame Interessen teilt und einen gemeinsamen Freundeskreis hat, kann mangelnde Sexualität Paare jedoch auch unter Druck setzen.

Jetzt ist es wichtig herauszufinden, ob der Druck eher von außen oder aus einer eigenen Unzufriedenheit heraus entsteht. Druck von außen kann beispielsweise durch allgemeine Vorstellungen zu einer perfekten Partnerschaft oder die Zuschreibung von Rollenbildern durch die Gesellschaft entstehen. Von solchem Druck sollten sich Paare mit einer engen emotionalen Beziehung aber wenig sexueller Anziehung freimachen. Niemand muss in seiner Partnerschaft Erwartungen der Gesellschaft oder Klischees erfüllen. Viel wichtiger ist es, dass beide Partner mit ihrem Zusammensein glücklich und zufrieden sind.

verliebtes paar
G-Stock Studio/shutterstock.com

Mögliche Gründe für fehlende sexuelle Anziehungskraft

Nicht immer lassen sich die Ursachen für fehlende sexuelle Anziehung zwischen zwei Personen erklären und manchmal spielt eine Erklärung auch gar keine Rolle. Wenn die Partner jedoch mit ihrer Situation unzufrieden sind, sollten sie sich gemeinsam und bei sich selbst auf Ursachensuche begeben. Gibt es nämlich einen konkreten Grund für die Lustlosigkeit, kann dieser möglicherweise gemeinsam überwunden werden. Um mögliche Gründe für mangelnde Lust herauszufinden, ist Offenheit sich selbst und dem Partner gegenüber besonders wichtig. Häufige Gründe dafür, dass die sexuelle Anziehung in einer Partnerschaft fehlt, sind:

  • mangelndes Vertrauen in den Partner oder die Partnerin
  • Stress im Alltag und Sorgen als Lustkiller
  • Krankheiten wie Depressionen
  • die Einnahme bestimmter Medikamente
  • die Geburt eines Kindes
  • mangelnde Wertschätzung und häufige Konflikte in der Beziehung
  • Vertrauensbruch durch einen Seitensprung
  • unterschiedliche sexuelle Vorlieben

Wichtig: Auch in Partnerschaften besteht keine Verpflichtung

So schwierig es sein kann, wenn nur ein Part der Beziehung Lust auf Sexualität hat, sollte immer klar sein, dass es keine Verpflichtung zu sexuellen Handlungen gibt. Gerade der Part ohne sexuelles Interesse gerät in solchen Konstellationen schnell unter Druck – sei es selbst gemachter Druck durch Schuldgefühle oder Druck von außen durch Schuldzuweisungen. In einem solchen Fall widerwillig in Sexualität einzuwilligen ist jedoch der denkbar schlechteste Weg. Das kann mittelfristig zu Frustration, Ekel und Abweisung führen.

Stattdessen ist es besser, in einem solchen Fall gemeinsam nach Gründen und möglichen Lösungen zu suchen. Ist das nicht möglich, steht am Ende der Bemühungen meistens die Trennung. Sie sollte dann jedoch als Chance verstanden werden, denn vielleicht sorgt die gemeinsame menschliche Basis dafür, dass eine tiefe Freundschaft zwischen den ehemaligen Partnern entsteht.

glückliches paar
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So kann sexuelle Anziehung gefördert werden

Sorgt eine platonische Beziehung für Unzufriedenheit bei einem oder beiden Partnern, sollten sich diese gemeinsam auf die Suche nach Lösungen begeben. Diese gemeinschaftliche Anstrengung kann ein Paar noch mehr zusammenschweißen und bestenfalls die Lust aufeinander neu erwecken. Die nachfolgenden Tipps können dabei helfen, Sexualität in einer Beziehung neu zu entdecken und ihr einen größeren Stellenwert als bisher einzuräumen.

Offene Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Den Anfang bei der Entdeckung einer gemeinsamen Sexualität macht meistens die Kommunikation. Hierbei sollten von beiden Partnern Bedürfnisse aber auch Abneigungen oder Tabus offen ausgesprochen werden. Für gemeinsamen Spaß an Intimitäten ist es wichtig, die Vorlieben des Partners zu kennen. Wer hingegen über seine eigenen Bedürfnisse nicht spricht, der kann vom Partner auch nicht erwarten, dass dieser sie berücksichtigt.

Da es vielen Menschen schwer fällt, über Sexualität zu sprechen, sollten sich Paare hierfür bewusst Zeit nehmen. Ein entspanntes Umfeld, Privatsphäre und Offenheit sind wichtige Faktoren für ein gutes Gespräch über die Sexualität in der Partnerschaft. Vorwürfe oder Schuldzuweisungen haben dabei übrigens nichts zu suchen. Wer hierbei alleine nicht weiterkommt, der kann sich Hilfe bei Paar- oder Sexualtherapeuten suchen.

Bewusst zu Dates verabreden

Nachdem in der Theorie besprochen wurde, welche Wünsche und Bedürfnisse vorhanden sind, können Paare im nächsten Schritt aktiv werden. Dazu ist es hilfreich, sich ganz bewusst zu einem Date zu verabreden. Schon im Vorfeld machen sich beide Partner für dieses Date zurecht, überlegen sich ein Outfit, das dem anderen gefallen könnte, und werfen sich in Schale. Während des Dates wird spielerisch ein Kennenlernen simuliert. In solchen Situationen kann schnell prickelnde Erotik entstehen und die sexuelle Anziehung gefördert werden. Wer solche Dates regelmäßig in den Beziehungsalltag einbindet, der sorgt für qualitative Paarzeit und schafft einen Raum für das gemeinsame Entdecken der Lust aufeinander.

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Bereitschaft zum Ausprobieren

Hilfreich beim Entdecken einer gemeinsamen Sexualität und dem Aufbau sexueller Anziehung ist zudem die Bereitschaft zum Ausprobieren. Möglicherweise liegt mangelnde sexuelle Anziehung in einer Partnerschaft an festgefahrenen Verhaltensmustern und zu wenig Kreativität. Diesem Problem lässt sich begegnen, indem ein Paar gemeinsam Neues ausprobiert. Das können neue Orte, andere Praktiken oder verschiedene Hilfsmittel sein. Allerdings ist es auch beim Ausprobieren wichtig, dass ein Austausch stattfindet und die Partner sich spätestens im Anschluss darüber unterhalten, ob es bei diesem einmaligen Versuch bleiben soll oder mehr Interesse besteht.

Kann eine platonische Beziehung auf Dauer funktionieren?

Ob eine platonische Liebe eine Zukunft hat, hängt von den Wünschen und Bedürfnissen der beiden Partner ab. Sind sich beide darüber einig, dass sie anderen Aspekten der Liebe mehr Priorität geben und fehlt die Sexualität keinem der beiden Partner, spricht nichts gegen eine platonische Liebe. Solange mit diesem Arrangement beide Seiten zufrieden sind, kann auch eine platonische Beziehung eine Chance auf eine lange gemeinsame Zukunft haben.

Schwierig wird es allerdings dann, wenn ein Part der Beziehung etwas vermisst und sich nach Sexualität sehnt. Das führt mittelfristig meistens zu Frustration und Interesse an anderen Personen. Um eine solche Schwierigkeit rechtzeitig zu erkennen und hier bestenfalls noch gegensteuern zu können, sind Offenheit und Kommunikation wichtig. Partner sollten sich regelmäßig über ihre Bedürfnisse und die Zufriedenheit in der Beziehung austauschen.

platonische liebesbeziehung
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Asexuelle Beziehungen: Der Verzicht auf Sex in der Partnerschaft

Für einige Menschen spielt Sexualität im Leben keine oder nur eine sehr geringe Rolle. Finden sich zwei Menschen mit einem ähnlich gering ausgeprägten Verlangen, kann eine asexuelle Beziehung für beide zur Erfüllung werden. Die Gründe für Asexualität lassen sich vielfach nicht ermitteln und sollten auch keine Rolle spielen, sofern beide Partner mit dem Verzicht auf sexuelle Interaktion glücklich sind. Wer von sich selbst weiß, dass er asexuell ist, der sollte das bereits bei der Partnersuche offen kommunizieren. Das erspart spätere Frustration in einer Beziehung und schafft von Beginn an klare Verhältnisse.

Fazit: Sexuelle Anziehung ist kein Muss für eine glückliche Beziehung

Eine Beziehung zwischen zwei Menschen kann auch dann dauerhaft funktionieren und glücklich machen, wenn kaum sexuelle Anziehung zwischen den Partnern besteht. Das gilt jedoch nur dann, wenn beide Seiten mit diesem Umstand zufrieden sind. Sobald Unzufriedenheit auf einer oder beiden Seiten entsteht, lohnt es sich, gemeinsam auf sexuelle Entdeckungsreise zu gehen. Lust aufeinander und ein erfülltes Sexleben lassen sich in vielen Fällen gemeinsam erarbeiten und verleihen der Partnerschaft noch mehr Tiefe.

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