27. Juli 2024

Übernachtung Jugendlicher beim Freund: Die Sorgen der Eltern

Jugendliche streben zunehmend nach Unabhängigkeit und orientieren sich stärker am sozialen Umfeld als an den Eltern. Dieser gesunde Prozess der Lösung von den Eltern äußert sich vielfach. Unter anderem haben viele Jugendliche auch den Wunsch, beim Freund zu übernachten. Als Eltern kann dieser Wunsch jedoch schnell überfordern.

Dabei ist es egal, ob der Freund im eigenen Haus übernachten soll oder das Kind selbst beim Freund übernachten will. In beiden Fällen stellt sich die Frage, wie sinnvoll mit dieser Situation umgegangen werden kann. Im Idealfall profitieren die Freunde von der gemeinsamen Freizeit und Freiheit, ohne dass es zu unerwünschten Vorfällen kommt. Doch wie sollten Eltern konkret damit umgehen, sobald Jugendliche beim Freund übernachten wollen?

Übernachtung Jugendlicher beim Freund: Abstimmung mit den anderen Eltern

Zunächst einmal ist es wichtig, dass sich die Eltern untereinander abstimmen und vertrauen. Schließlich übertragen Eltern die Aufsichtspflicht ein Stück weit auf eine andere Familie. Dabei ist es wichtig, dass beide Elternpaare die gleichen Überzeugungen bezüglich der Erziehung vertreten. So kann es beispielsweise für manche Eltern in Ordnung sein, wenn die Jugendlichen bis 12 aufbleiben, Softdrinks trinken und Videospiele spielen, wohingegen andere Eltern sich eine frühere Bettruhe und andere Freizeitaktivitäten wünschen. Darüber hinaus sollten die Eltern ihre Kontakte austauschen und während des Abends erreichbar bleiben. Falls es dann doch zu Problemen kommen sollte, können diese dann vielleicht schnell telefonisch geklärt werden, ohne dass die Übernachtung gleich abgesagt werden muss.

Die Absprache mit dem eigenen Kind

Wohl noch wichtiger ist aber das Reden mit dem eigenen Kind. Dabei können Eltern im Vorfeld herausfinden, was die Jugendlichen eigentlich vorhaben und warum der Wunsch der Übernachtung besteht. Sollten diese Pläne nicht ganz den eigenen Vorstellungen entsprechen, können gemeinsam mit dem Jugendlichen Vereinbarungen getroffen werden. Planen die 15-Jährigen beispielsweise den Besuch einer Spätvorstellung im Kino, um anschließend selbst nach Hause zu laufen, könnte eine Abholung per Auto angeboten werden.

Angebote und Regelungen schaffen ohne Freiräume zu nehmen

Steht eine Übernachtung in der eigenen Wohnung an, kann es zudem zielführend sein, sinnvolle Angebote für die Jugendlichen zu schaffen. So können beispielsweise ein gemeinsames Abendessen geplant und interessante Freizeitmöglichkeiten angeboten werden, etwa der gemeinsame Ausflug zum Bowling oder das Bereitstellen von Brettspielen. Darüber hinaus können die Vorbereitungen für einen gelungenen Abend unterstützt werden. Dies kann etwa bedeuten, dass weitere Schlafmöglichkeiten geschaffen werden, indem eine weitere Matratze in das Kinderzimmer gebracht wird oder aber Essen und Getränke besorgt werden. Gleichzeitig ist hier aber auch wichtig, dass es sich ausdrücklich um Angebote handelt.

mutter und sohn
Olesya Kuznetsova/shutterstock.com

Für viele Jugendliche liegt der Hauptreiz in einer Übernachtung an der damit einhergehenden gefühlten Freiheit. Diese wollen viele Heranwachsende auch entsprechend selbstbestimmt gestalten, was ihnen auch zugestanden werden sollte. Deshalb ist es wichtig, bereits zu Beginn einige feste Grundregeln über den Ablauf des Abends aufzustellen. Dies kann beispielsweise einschließen, bis wann sich die Jugendlichen draußen aufhalten dürfen und ab wann das Licht im Zimmer auszumachen ist. Ob die Jugendlichen dann im Vorfeld gemeinsam einkaufen gehen wollen oder aber Teile des Abends zusammen verbringen wollen, sollte hingegen ihnen überlassen werden.

Übernachtungen der Teenager beim anderen Geschlecht

Ein weiteres heikles Thema für viele Eltern ist die Sexualität des eigenen Kindes und wie diese bereits im Jugendalter ausgelebt wird. So haben Jugendliche ihren ersten Sex durchschnittlich mit 17 Jahren, was wiederum natürlich auch bedeutet, dass viele den ersten Geschlechtsverkehr deutlich früher haben. Eine Übernachtung bei einem Freund oder einer Freundin des anderen Geschlechts dürfte häufig die Basis für den ersten sexuellen intimen Kontakt von Jugendlichen sein. Eben hier kann kein pauschaler Rat gegeben werden, wie mit diesem Wunsch umgegangen werden soll. Schließlich liegt es im Ermessungsspielraum der Eltern abzuschätzen, ob beispielsweise eine 16-jährige bei einem Freund übernachten darf.

Wichtig ist aber, dass die Jugendlichen sicher aufgeklärt sind. Sobald das eigene Kind den Wunsch nach einer solchen Übernachtung äußerst, kann auch das Gespräch gesucht werden, um gemeinsame Vereinbarungen zu treffen. Dabei sollten Eltern auch klare Verbote aussprechen und durchsetzen, falls Zweifel an dem Wunsch der Übernachtung bestehen.

Auffälliges Verhalten beobachten

In manchen Fällen nutzen insbesondere ältere Jugendliche die Gelegenheit auch aus, um unerlaubtes Verhalten auszutesten. Klassiker wären hier das Herausschleichen aus dem Haus in der Nacht oder das Trinken von Alkohol. Als Eltern ist es deshalb ratsam, das Verhalten der Jugendlichen insbesondere bei erstmaligen Übernachtungen wachsam zu beobachten. Planen die Jugendlichen dann beispielsweise, sich bereits auffällig früh schlafen zu legen oder verhalten sich anderweitig außergewöhnlich, kann eine stärkere Kontrolle erfolgen. Besteht bereits im Vorfeld der Verdacht, kann dieser im vertraulichen Gespräch mit dem eigenen Kind auch offen geäußert werden.

Ein solches Verhalten wäre auch rechtlich problematisch, wenn die minderjährigen Teenager beispielsweise hochprozentigen Alkohol konsumieren. Dies wäre eine Verletzung der Aufsichtspflicht der Eltern, bei der die Übernachtung stattfindet. Ein auffälliges und irritierendes Verhalten ist zudem häufig ein Ergebnis der Gruppendynamik, die insbesondere Teenager betrifft. Die Erziehungsberechtigten sollten sich demnach einerseits darauf einstellen, dass das eigene Kind in seiner Peergroup anders auftritt als sonst. Gleichzeitig entwickeln solche Gruppen manchmal eine ganz eigene Dynamik, welche zu unverantwortlichem Verhalten führen kann. Eltern sollten deshalb auch im Blick haben, wie eine Gruppe oder Freundschaft als Ganzes funktioniert.

Wie sollten sich Eltern bei einer Übernachtung eines Jugendlichen beim Freund verhalten?

Insgesamt sind Übernachtungen von Jugendlichen insbesondere vom Vertrauensverhältnis der Eltern und Jugendlichen abhängig und leben von der Kommunikation. Letztere kann dabei helfen, ein Erlebnis zu schaffen, das die Entwicklung der Heranwachsenden fördert und als einmaliges Jugenderlebnis in Erinnerung bleiben wird.

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