7. Dezember 2024

Schuluniform: Pro und Contra für einheitliche Bekleidung

Schuluniformen sind den meisten Menschen vermutlich aus britischen oder amerikanischen Filmen bekannt, in Deutschland dagegen sind sie überhaupt nicht zu finden. Dennoch wird immer wieder die Forderung nach einer Schuluniform laut. Wir beleuchten hier einige positive und negative Aspekte zum Thema.

Schuluniform: Pro und Contra im Überblick

Im Vereinigten Königreich inklusive der ihm angehörenden Staaten des Commonwealth hat das Tragen der Schuluniform eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition. Ausgehend von der Schul- und Universitätsstadt Cambridge wurde im 16. Jahrhundert das Tragen der Schuluniform eingeführt. Ursprünglich trugen nur die Schüler von Eliteschulen eine Uniform, sie galt als Zeichen ihrer geistigen Reife und Überlegenheit. Bis heute sind die so genannten Eliteschulen sehr streng und unnachgiebig bezüglich des Tragens ihrer Uniformen. Deutlich weniger restriktiv dagegen wird im staatlichen Schulsystem verfahren. Zwar gibt es die Schuluniform auch hier, sie ist aber etwas variabler und erlaubt zum Beispiel muslimischen Mädchen das Tragen eines Kopftuches.

In den meisten er ehemaligen britischen Kolonien wurde nach deren Unabhängigkeit die Tradition der Schuluniform beibehalten. In Kanada und den USA sind Schuluniformen lediglich in staatlichen Schulen sehr beliebt und verbreitet. Häufig wurde die früher vorgeschriebene Uniform auch durch eine sehr umfangreiche allgemeine Kleiderordnung ersetzt. Diese ist aufgrund ihrer vielen Auslegungsmöglichkeiten häufig nur schwer einzuhalten. So dürfen zum Beispiel an manchen Schulen keine Turnschuhe getragen werden oder es gibt Vorschriften bezüglich Schmuck, Kosmetik und Frisur.

Im Jahr 1996 wurde dazu vom US Department of Justice das Handbuch der Schuluniformen herausgegeben, das an vielen Schulen als verbindliches Regelwerk gilt. Ferner ist es staatlichen Schulen in manchen US-Bundesstaaten erlaubt, eine eigene Kleiderordnung herauszugeben und umzusetzen.

Die Grundgedanken hinter der Schuluniform

Die Erfinder der Schuluniformen hofften, durch die Einführung einheitlicher Kleidung eine gewisse Disziplin und Gleichheit unter den Schülern zu erzeugen. Kinder und Jugendliche werden nicht dadurch vom Lernen abgelenkt, dass sie sich anhand ihrer Kleidung miteinander vergleichen und messen, oder gar Neid aufeinander entwickeln. So sollte möglichern gewaltbehafteten Auseinandersetzungen entgegengewirkt werden. Gleichzeitig wird die Verbundenheit der Kinder miteinander durch das gleichförmige Aussehen gestärkt. Sie sollten besser zusammenwachsen und in einer für alle angenehmen Lernatmosphäre aufwachsen.

Alle Schüler sind gleich

Mit dem Tragen der Schuluniform transportieren die Schüler eine wichtige Botschaft nach außen: Sie zeigen ihre Gleichheit. So werden sie von Mitschülern in erster Linie einmal als Mitschüler und Gleichgesinnte wahrgenommen. Aber auch den Lehrern drängen sich nicht auf den ersten Blick schon Unterschiede zwischen den Schülern auf. So sind auch die Lehrer frei davon, sich in ihrer Beurteilung eines Schülers schlimmstenfalls von dessen Äußerem beeinflussen zu lassen. Stattdessen nehmen sie den Schüler oder die Schülerin vielmehr durch das jeweilige Benehmen und Lernverhalten wahr. Das kann durchaus positiv dazu beitragen, eventuelle Vorurteile aufgrund von Kleidung oder Accessoires gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Keine Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten

Auch der Konkurrenzdruck zwischen den Schülern selbst kann durch eine einheitliche Kleidung gedämpft werden. Äußerliche Faktoren werden automatisch weniger wichtig. Oftmals beurteilen sich Kinder gegenseitig auch anhand ihrer Kleidung. Um in einer herkömmlichen Klasse anerkannt zu werden, ist Markenkleidung heute in vielen Schulen sehr wichtig. Erst nach und nach lernen die Kinder, dass es auf ganz andere Werte im Leben ankommt. Kinder aus weniger wohlhabenden Schichten können sich durch diese Vergleiche schnell benachteiligt fühlen.

Ebenso wie Kinder aus der Oberschicht häufig aufgrund ihrer sehr teuren Kleidung gemobbt werden, möglicherweise sogar nur deshalb, weil andere neidisch sind. Alle diese Unterschiede werden für den ersten Moment durch die Schulkleidung zumindest optisch aufgehoben. Die Gleichstellung ist in den meisten Fällen aber nur von kurzer Dauer.

Schuluniform: Entwicklung des persönlichen Geschmacks

Schon sehr früh beginnen junge Menschen heutzutage damit, einen eigenen und möglichst individuellen Geschmack zu entwickeln. Sie versuchen, sich durch ihre Kleidung zu präsentieren oder sogar regelrechte Statements zu setzen. Wo früher Teenager durch vermeintlich provokative Kleidung aufzufallen versuchten, ist dies heute manchmal schon bei Grundschülern zu beobachten. Mit dem eigenen Kleidungsstil wird Vorbildern nachgeeifert. Bis ein junger Mensch jedoch seinen eigenen Stil gefunden oder entwickelt hat, dauert dies meist einige Jahre.

Die Phase des Ausprobierens ist sehr wichtig, denn sie ist ein großer Schritt auf dem Weg zur Bildung der eigenen Identität, zu der das Aussehen schließlich maßgeblich dazu gehört. Durch das Tragen der Schuluniform werden Kinder in diesem kreativen Freiraum sehr deutlich beschränkt. Zwar haben sie die Möglichkeit, ihre private Kleidung außerhalb der Schule zu entwickeln und zu tragen. Doch dort fehlt ihnen häufig das direkte Feedback des gewohnten sozialen Umfelds, nämlich der Mitschüler.

uniform für die schule
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Am besten nicht auffallen

Durch das Tragen der Schuluniform wird den Schülern suggeriert, dass es gut ist, gleich auszusehen wie die anderen. Für die Entwicklung der Individualität ist dies nicht gerade förderlich. Zusätzlich wird ein gewisser Standard als wünschenswert vorgeschrieben, der von den Schülern angenommen wird. Vielen jungen Menschen fällt es schwer, aus diesem gewohnten Bild auszubrechen und einen eigenen Stil zu entwickeln. Andere dagegen brechen aus reinem Rebellionswillen aus und boykottieren diesen Stil, wo immer es ihnen möglich ist. Beide Varianten können im späteren Leben Konflikte heraufbeschwören, die es ohne die vorgeschriebene Schuluniform gar nicht gäbe.

Höhere Identifikation mit der Schule

Die Schulkleidung bietet aber auch sehr schöne Möglichkeiten, die Identifikation der Schüler mit ihrer eigenen Schule und den Schulkameraden zu stärken. Viele Kinder sind stolz darauf, Mitglied einer bestimmten Gemeinschaft zu sein, und fühlen sich ihr zugehörig. Dass sie dies durch das Tragen äußerer Erkennungszeichen auch in ihrer Freizeit transportieren dürfen, und somit als Vertreter ihrer Schule gesehen werden, erfüllt sie mit Stolz. Ein sehr gutes praktisches Beispiel hierfür ist das Tragen von Schulkleidung bei Wettbewerben mit anderen Schulen.

Egal ob es sich um sportliche Wettbewerbe handelt oder ob es bestimmte Lerninhalte geht, die Schüler treten optisch geschlossen als Gruppe auf und fühlen sich einander als Team verbunden. Hier erfüllt die Schulkleidung einen sehr positiven Zweck, ähnlich einer Mannschaftskleidung beim Sport.

Häufig hohe Kosten für Schulkleidung

Tatsächlich gibt es zum Thema Schulkleidung auch einige rein praktische Probleme zu beachten: Jedes Kind benötigt mehrere identische Garnituren von Schulkleidung, die von den Eltern angeschafft werden muss. Alle paar Monate ist Kleidung in einer neuen Größe notwendig. Hier unterliegen die Eltern einem nicht unerheblichen finanziellen Zwang. Gebrauchte Schulkleidung kann zwar innerhalb der Familie weitergegeben werden, ist aber zum Beispiel auf Kleiderbörsen oder Flohmärkten völlig wertlos. Zudem sind die Eltern an die Fixpreise der Schulkleidung gebunden und können sich nicht frei entscheiden. Gerade in weniger wohlhabenden Elternhäusern kann dies schnell zum Problem werden, da nicht auf kostengünstigere Mode zurück gegriffen werden kann.

Besitzt ein Kind aus einer weniger begünstigten Familie also nur mehrfach gebrauchte und wenig Schulkleidung, oder muss es die ausgewachsene Kleidung zu lange tragen, so kann es auch dadurch bei seinen Mitschülern ins Abseits geraten und gehänselt werden. Denn ein natürliches Vergleichen und Kräftemessen findet hier ebenso statt.

Schuluniform – Pro und Contra: Wechsel von Schul- und Alltagskleidung

Ein weiteres praktisches Problem ergibt sich im Alltag. Die meisten Kleiderordnungen besagen, dass die Schulkleidung nur in der Schule oder im schulischen Kontext getragen werden soll, zum Beispiel auf dem Nachhauseweg. Geht das Kind im Anschluss an die Schule aber zum Sport oder Musikunterricht, so muss es häufig die dafür benötigte Freizeitkleidung gleich am Morgen mit in die Schule nehmen. Das bedeutet für die meisten Kinder einen lästigen Mehraufwand und führt auch sehr häufig dazu, dass einzelne Kleidungsstücke auf dem Weg verloren gehen. Das mehrfache Umziehen am Tag ist vielen Kindern sehr lästig.

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